FINAL CUT
Marburger Kinder- & Jugendfilmfestival
21. bis 27. Juni 2026
Preisträger Kinderjury 2025
Der diesjährige Preisträger des Kinder- und Jugenfilmfestivals „Final Cut“ ist: Das geheime Stockwerk.
Der Film überzeugte die Jury allen voran durch schauspielerisch sehr gute Leistungen sowie überaus gelungene Zeitsprünge zurück ins Jahr 1938.
Karli (12) zieht mit seinen Eltern in ein altes Grandhotel in den Alpen. Er findet heraus, dass er mit dem alten Lastenaufzug in den Sommer des Jahres 1938 reisen kann und das Geschehen im Hotel zu dieser Zeit erlebt. Er freundet sich mit dem jüdischen Mädchen Hannah und dem Schuhputzerjungen Georg an. Georg wird eines Diebstahls bezichtigt, woraufhin Karli und Hannah versuchen, die Unschuld ihres Freundes zu beweisen. Währenddessen muss Karli das Geheimnis des Hotels vor seinen Eltern in der Gegenwart geheim halten.
Die Freunde erleben eine mitreißende Kriminalgeschichte in Zusammenhang mit den Thematiken Nationalsozialismus und Judenverfolgung, während Karli erkennt, was in dieser Zeit geschah.
Der Film beeindruckte die Jury durch die anschauliche und kindgerechte Darstellung der Themen des Nationalsozialismus sowie der Judenverfolgung verpackt in die sehr spannende Geschichte um Zeitreise und Freundschaft. Ebenso auf ganzer Linie überzeugend ist die schauspielerische Leistung aller Charaktere, die es hervorzuheben gilt. Ein herausragendes Merkmal des Films ist die Verknüpfung zweier Handlungsstränge, die sich in Form einer Parallelmontage sehr gut gegenseitig ergänzt und die Thematik der Zeitreise überaus anschaulich gestaltet. Auffällig und positiv zu bewerten ist zudem der Spannungsbogen, der sich zwischen den Geschichtssträngen hervorragend einbettet. Ebenso exzellent ist die Gestaltung des Settings und der Kulissen, die die Zuschauenden auf mitreißende Art und Weise in die Vergangenheit zurückversetzen.
Die Dialoge des Films haben die Jury überzeugt, da sie gelungen zur szenischen Inszenierung sowie der historischen Begebenheiten passen. Auf musikalischer Ebene stechen Vielfalt und gut eingesetzte Akzente hervor, die die Stimmung des Films untermalen. Kameraführung und -perspektiven zeichneten sich durch eine gekonnte Auswahl unterschiedlicher Einstellungen aus. Besonders herausragend war die Einarbeitung von Dokumentarmaterial zum Thema Judenverfolgung.
Die Jury empfiehlt den Film in erster Linie für Kinder ab 10 Jahren und deren Familien. Besonders ist zu erwähnen, dass sich der Film auch für Kinder, die mit der Thematik des Nationalsozialismus und der Judenverfolgung noch nicht vertraut sind sind, eignet, da die Geschichte des Films alle relevanten Informationen enthält und überzeugend kindgerecht darbietet.
Das geheime Stockwerk hat die Jury auf vielfältige Weise beeindruckt.
Preisträger Jugendjury 2025
Preisträger der Jugendjury von Final Cut 2025 wurde der Film Paternal Leave ausgewählt, der aufgrund seiner tiefgründigen emotionalen Darstellungen der Vater-Kind-Beziehung durchweg überzeugt hat.
Der Film folgt der 15-jährigen Leo, die sich auf eine Reise nach Italien begibt, um dort ihren Vater kennenzulernen. Dort angekommen konfrontiert sie ihren Vater Paolo mit der Frage, warum er bisher kein Teil ihres Lebens war. Sie erfährt, dass ihr Vater eine neue Familie gegründet hat, wodurch ihre Gefühlswelt auf den Kopf gestellt wird. Schnell zeigt sich ein Konflikt zwischen Leos Wünschen Teil von Paolos Leben zu sein und dessen Verantwortung gegenüber seiner neuen Familie.
Besonders hervorzuheben sind sowohl die sehr gute schauspielerische Leistung, die in langen, ruhig geschnittenen Szenen gut zur Geltung kommt, und der gekonnte Einsatz sprachlicher Mittel. Durch einen schnellen Wechsel von einer gemeinsamen in die jeweiligen Muttersprachen, wird besonders die emotional aufgeladene Stimmung deutlich gemacht. Sowohl die gewählten Settings und Kulissen als auch die ausgewählte Musik zur Untermalung waren authentisch gewählt und tragen dazu bei, die Aufmerksamkeit der Zuschauenden zu binden.
Die Jury empfiehlt diesen Film Jugendlichen und allen Interessierten ab 12 Jahren, die einen bewegenden Film zu den Themen Vater-Kind-Beziehung, Fehlerreflektion und Identitätsfindung ansehen möchten.
Lobende Erwähnung Jugendjury 2025
Die Jury möchte außerdem eine lobende Erwähnung für den Film Mit der Faust in die Welt schlagen aussprechen.
Der Film folgt den Brüdern Philipp und Tobias, die in einem Dorf in Ostdeutschland aufwachsen. Philipp beginnt sich von familiären Konflikten zu distanzieren und verbringt mehr Zeit mit einer Gruppe rechtsextremer Jugendlicher, wodurch er sich mehr und mehr radikalisiert.
Diese aktuell relevante Thematik wird durch eine außergewöhnliche schauspielerische Leistung sehr eindringlich vermittelt. Die realitätsnahen Settings und Kulissen, wie bspw. die Portraitierung rechstextremer Graffitis, unterstreichen die vorherrschende Stimmung. Durch geschickt gewählte Kameraeinstellungen wird die Tragweite der Problematik junger Radikalisierung sehr deutlich dargestellt.
Wir haben uns für eine lobende Erwähnung entschieden, weil die Thematik des Films sowohl emotional als auch aktuell politisch relevant ist und der Film zum Nachdenken darüber anregt.